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Christian Schmidt Der international renommierte und vielfach preisgekrönte freischaffende Künstler lässt in traditioneller Radgravur-Technik seine unverwechselbaren, vieldeutigen magisch-phantastischen Bilderwelten in Überfangglas entstehen. Er ist mit seinen Arbeiten in namhaften Galerien und öffentlichen Sammlungen im In- und Ausland vertreten. Ein riesiges Stück Freiheit Christian „ChriSch“ Schmidt aus Rabenstein ist international bekannt für seine unverwechselbaren Fantasiegestalten auf Glas. Künstlerisch drückt er sich auch mit Musik und Theater aus. Man kann sich vorbereiten auf ein Gespräch mit Christian „ChriSch“ Schmidt, dem gelernten Glasgraveur aus Rabenstein bei Zwiesel, der längst ein international anerkannter Künstler in seinem Fach ist. Man kann sich einlesen in die Eckdaten seiner Biografie, sich beeindrucken lassen von der langen Liste der Preise und Auszeichnungen, die er für seine Arbeiten erhalten hat, den klingenden Namen der öffentlichen Sammlungen, in denen er vertreten ist. Natürlich gibt es auch eine lange Liste mit Orten an denen er in den knapp 30 Jahren seines Lebens als freischaffender Künstler bereits ausgestellt hat. Man könnte da sehr viele Internetseiten durchgehen, kluge Zitate von Kunstkennern sammeln, Artikel in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern über ihn lesen, um gut vorbereitet zu sein. Man kann das aber auch alles bleiben lassen, denn es führt nicht zu ihm. Es führt in die Welt, in der seine Arbeiten irgendwann landen. In die Kunstwelt mit ihren Laudatoren, Kritikern und Kennern und damit in die Welt der Worte. Und Worte, ob gesprochen oder geschrieben, stressen ihn. Zu ihm führt der Weg dürch hügelige Landschaft und auf kurvigen Straßen in den Ort Rabenstein bei Zwiesel im Bayerischen Wald, wo er mit seiner 87-jährigen Mutter in dem einfachen, kleinen Haus lebt, das die Eltern in den 50er Jahren gebaut haben und in dem der Vter so lange seine Schuhmacherwerkstatt hatte, bis die Wegwerfmentalität unserer modernen Gesellschaft sein Handwerk überflüssig machte. ChriSch saß schon als Kind frühmorgens im Schlafanzug am Küchentisch und erfand ganze Bildergeschichten, indem er mit Bleistift oder Buntstiften seinem Inneren freien Lauf ließ oder einfach seinen Vater nachahmte, der neben seinem späteren Beruf als Holzschnitzer auch gerne malte und zeichnete. Während der Vater sich ganz auf realistische Motive konzentrierte, meist Landschaften und Blumenbilder, taucht ChriSch, noch bevor er lesen und schreiben konnte, in seine durch die Lurchi-Bilder inspirierten Fantasien ein. Worte haben ihn damals schon Schwierigkeiten bereitet, so sehr, dass er sie kaum aussprechen konnte. Und je mehr ihn sein Stottern bei manchen anderen Kindern zum Außenseiter machte, desto mehr tauchte er in seinen eigenen Bilderwelten ein. Dass die Schule für ihn kein besonderes Vergnügen war, verwundert nicht weiter. Er ging dann auch nach der neunten Klasse Hauptschule ab und absolvierte eine Ausbildung zum Glasgraveur an der Staatlichen Glasfachschule in Zwiesel. Auch dort erntete er noch keine Lorbeerkränze für sein Tun und erst nachdem er einige Jahre als Glasgraveur in verschiedenen Betrieben gearbeitet und jede Menge Namen, Blumen und Hirsche in Glas geschnitten hatte, wagte er den Schritt, die Selbständigkeit auszuprobieren, wenigstens für ein Jahr sein eigener Chef und damit frei zu sein. Durch die Freundschaft mit Katharina Eisch und die Besuche in der Eisch-Villa in Frauenau in den Jahre 1982-84 hatte er Zugang zum zeitgenössischen Glas und zur Studioglasbewegung bekommen und eine Vorstellung davon, was mit Glas außerdem noch möglich war. Später ging ihm die Textzeile aus dem Lied „Unter Bäumen Fahrrad fahren“ des Liedermachers Geiss Haejm nicht mehr aus dem Kopf, und die zog ihn weg vom fließbandartigen Arbeiten hin zur Freiheit. Diese freiheit begann im August 1986 mit einer Reise gemeinsam mit Freunden durch die USA von Ost nach West. An deren ende wollte ChriSch unbedingt eine Ausstellung in der Compositions Gallery in San Franzisco besuchen, erzählte dort dem Galeristen, einem ausgewanderten Deutschen, dass er so etwas ähnliches mache wie der aktuell ausstellende Künstler, zeigte dem Galeristen einige rahmenlose Dias seiner Arbeiten und bekam einige Zeit später völlig überrachend eine Einzelausstellung angeboten. „Magical Phantasies – Engraved in Glass“ konnte im November 1987 realisiert werden und wurde sowohl künstlerisch als auch kommerziell ein erster Erfolg. Es folgten zahlreiche Preise, Auszeichnungen und Ausstellungen im In- und Ausland, öffentliche und private Sammler wurden auf ihn aufmerksam. So wurde der Traum von Freiheit und Selbstbestimmung ein dauerhafter Zustand. Heute sind seine unverwechselbaren Phantasiegestalten und verschlungenen Geschichten, die er mit dem diamantbesetzen Gravurrad in die ein- oder mehrfarbigen Überfänge von Flachgläsern, Vasen oder Schalen hineingraviert, in allen wichtigen Glasmuseen der Welt zu finden. Die hochwertigen Rohlinge bezieht er aus der Glasfachschule Zwiesel, bearbeitet sie mit Holzleim und Sandstrahl und lässt aus der so entstandenen Grundstruktur Schnitt für Schnitt, vom Dunklen ins Helle, seine Bilder entstehen. Vollkommen frei, ohne Skizze oder Entwurf, in früheren Jahren meist in der Nacht, ruhig und komplett in seine Phantasien vertieft. Ohne Gedanken an mögliche Käufer fabuliert er vor sich hin, will nichts Spezielles, nichts erzwingen und schafft so unverwechselbare Unikate, die in ihrer Komplexität auch von ihm selber kaum zu kopieren wären. Das Glas ist seine Leinwand, nur arbeitet er in einer dem Malen entgegen gesetzen Richtung: Er nimmt immer mehr weg, bis er mit einem Bild zufrieden ist. So entstehen freundliche Kobolde, musizierende Vögel, bizarre Fabelwesen zwischen Mensch und Tier, die in kaum durchschaubare, geheimnisvolle Geschehnisse verwoben sind. Selten bedrohlich, eher humorvoll-grotesk und häufig mit dem freundlichen Schalk in den Augen, der auch ihren Schöpfer sympatisch macht. Er setzt dabei Glanzlichter einer Handwerkskunst, die höchste Konzentration und Präzision erfordert und deren ganze Qualität immer erst bei optimaler Beleuchtung erkennbar wird. So großzügig, fast verschwenderisch er seine Phantasie bei der Gestaltung seiner Arbeiten einsetzt, so karg und bescheiden bleibt er bei bei ihrer Namensgebung. Entweder verzichtet er ganz darauf oder beschränkt sich auf „Vase, blau, Schale, klein, mehrfarbig“ oder ähnliches. Nicht zu viele Worte machen. Er erklärt auch nie, wie ein Bild gemeint ist, weil jeder seine eigene Erklärung finden muss, seine eigene Geschichte entdecken soll. Der Wunsch, seine eigene Geschichte zu entdecken, seinen Weg zu finden, seinen Platz in der Heimat und unter den Freunden, prägt seine Persönlichkeit, sein Werk und auch seine künstlerischen Aktivitäten. Er spielt seit 25 Jahren Theater in der Gistl Theatergruppe aus Frauenau, die mit ihren witzigen und schrägen Inzenierungen hier in der Region längst Kultstatus hat. Er spielt Gitarre und singt in der 70er-Jahre-Coverband Missing-o-love (eine Wortspielerei wegen Olav aus der Band, der anfangs häufig beim Proben vermisst wurde). Beim Spielen und Singen auf der Bühne haben ihm die Worte nie Probleme bereitet: ein riesiges Stück Freiheit für jemandem wie ihn. Die Harmonien des mehrstimmigen Gesangs von Bands wie Crosby, Stills, Nash & Young berühren ihn auch heute noch stark und geben sein grundsätzliches Harmoniebedürfnis wieder. Phasenweise malt und zeichnet ChriSch auch, häufig mit Tusche auf weißem Papier, ganz beiläufig zur Entspannung oder absichtslos im Gespräch oder beim Telefonieren. Dabei entstehen Bilder voller hintergründiger Ideen, traurig, komisch, unwirklich, aber immer auf ihre spezielle Art und Weise harmonisch. Diese Art des künstlerischen Ausdrucks bedeutet für ihn das größtmögliche Maß an Freiheit beim Arbeiten. Keinen Gravurboch, kein Werkzeug, keinen Strom zu benötigen, nur mit etwas Tusche, Feder und Papier auszukommen, vielleicht unter Bäumen zu arbeiten oder an jedem beliebigen Ort, wenn ihm danach ist. Wer weiß, ob sein Weg ihn nicht noch mehr in diese Richtung führt? Harald Dobler ... Gravieren ist wohl die edelste Form der Glasveredelung. Christian Schmidt beherscht die Technik so gut, dass er es immer wieder auf's Neue wagen kann, sich von den Einfällen und Motiven, ob sie nun aus dem Kopf oder aus dem Bauch kommen, einfach forttragen zu lassen. Das Ergebnis wird immer ein Ereignis sein. „Je vielbödiger und verschlungener das alles ist, desto lieber ist es mir, denn das Leben ist ja auch keine gerade Linie“, sagt er. Wie er Schattierungen herausarbeitet, Glanzlichter setzt, die Schichten eines Überfangglases zu nutzen versteht, das weist ihn als großen Meister aus, dessen Arbeiten noch in den Vitrinen stehen werden, wenn es ihn selber nicht mehr gibt, wie das bei nur ein paar einstigen Glasschneidern der Fall ist.